Wie ich wurde, was ich bin: Mein Weg zur Mentorin für Familienfinanzen

Dass ich mal Mentorin für Familienfinanzen werden würde, stand so gar nicht auf meinem Lebensplan. Als Vierjährige wollte ich gerne Fleischfachverkäuferin oder „Metzgerin“ wie ich es in meinem kindlichen Kopf nannte, werden. Was gab es Schöneres als den lieben langen Tag unbegrenzten Zugriff auf die Wurst zu haben?! Dachte ich mir so. 🙂 Meine Berufswünsche wechselten dann noch zu Hotelfachfrau und Kinderkrankenschwester. Nach einem Hotelpraktikum war das jedoch keine Option mehr für mich und auch der schlechtbezahlte Schichtdienst hielt mich vom Beruf der Kinderkrankenschwester ab.

Meine Kindheit – Lernen von der Familie

Komisch eigentlich, dass das Thema Finanzen mich erst spät ansprach, dabei spielte es schon immer eine wichtige Rolle in meinem Leben. Ich kümmere mich seit jeher um meine Finanzen und dass ich heute gut mit Geld umgehen kann habe ich hauptsächlich meinen Eltern, meiner Schwester und meiner Ausbildung zu verdanken. Meine Eltern gaben meinen Geschwistern und mir ab der ersten Klasse Taschengeld. Mit 10 Pfennige pro Woche starteten wir in der ersten Klasse. Und davon kam, samstags beim Ausgeben des Taschengeldes, direkt die Hälfte in die Spardose. So zeigten uns unsere Eltern, dass immer auch etwas auf die Seite gelegt werden soll. Einmal im Jahr ging es dann am Weltspartag zur Sparkasse. Dort mussten wir zunächst jeder sein Geld in diese Plastikbehälter einsortieren und später kam das Geld in so eine große Zähl-Rüttel-Maschine. Dann bekam man sein Sparbuch wieder mit dem neu eingedruckte Betrag und einem schönen Zinsbetrag *hahaha – Zinsen what’s that?!* und natürlich ein superduper Spielzeug – naja, mal mehr mal weniger.

Ich als ca. 10-Jähriges Mädchen.

Geld verwalten und das erste eigene Geld als Jugendliche verdienen

Als Jugendliche erhielt ich dann ein so genanntes Budgetgeld. Daran konnte ich mich gar nicht mehr erinnern. Als ich mich neulich mit meiner Mutter darüber unterhielt, sagte sie mir, dass wir das ja auch bekommen hätten. Wir hätten sogar Haushaltsbuch geführt. Dort herrscht in meiner Erinnerung ein großes schwarzes Loch. Ich weiß noch, dass ich für das Taschengeld ein kleines Heftchen hatte, worin immer stand, wann und wie viel Taschengeld ich bekam. Es konnte nämlich schon mal vorkommen, dass meine Eltern samstags vergasen mir Taschengeld zu geben und ich es nicht einforderte. So hatten wir immer einen guten Überblick. Außerdem hatte ich so einen tollen Plastiktresor in dem ich bis zur Einführung des Euros 2002 immer mein Geld sammelte in dem es sich beim Einwurf durch einen kleinen Schlitz oberhalb des Tresors eigenständig der Größe nach in kleine Röhrchen einsortierte und ich so immer genau sehen konnte, wie viel Geld ich besaß. Mega das Ding! Leider habe ich bei der Internetrecherche kein vergleichbaren Tresor gefunden.

Mit ca. 12 Jahren begann ich mit dem wöchentlichen Verteilen des Kirchenzettels in meiner Straße. Jedes Halbjahr ging ich von Haus zu Haus und sammelte die Kosten dafür ein – 7,10 € pro „Abo“. Schon taktisch klug ging ich damals vor und führte diese Geldeinsammlung vor den Sommerferien und vor Weihnachten durch. Da waren die Leute großzügig, weil ja bald Ferien bzw. Weihnachten war und sie mir in der Regel einen zehn Euroschein gaben – manchmal sogar noch mehr. Zusätzlich bekam ich von dem Betrag, den sie zahlen mussten, noch einen kleinen Arbeitslohn. So kam ich dann nach ein paar Stunden mit einem dicken Geldbeutel nach Hause und hatte rund 70,-€ für mich eingesammelt! Das war dann schon immer echt super!

Geld verdienen fördert auch andere Kompetenzen

Außerdem ging ich seit ich 15 war Babysitten. Dafür erstellte ich am PC DIN-A6 große Flyer, die ich dann wieder in meiner Siedlung in Postkästen schmiss, bei denen ich wusste, dass dort Familien wohnten und hängte auch in der Bücherei einen Flyer aus. Zunächst hatte ich einen unregelmäßigen Job, bei dem ich eher das Haus am Abend sittete als die Kinder. Die schliefen nämlich schon und ich guckte nur Fernsehen und aß Chips, während die Eltern unterwegs waren. 😀 Später betreute ich dann aber noch ein Geschwisterpaar. Der Junge war im Kiga und ich holte ihn dort ab, während die Mutter zuhause Gitarren-Unterricht gab und ich dann mit der älteren Schwester noch Hausaufgaben machte und dann mit beiden spielte. Das war auch rückblickend eine echt schöne Zeit und spülte eben jede Woche 15,- € in die Taschengeldtasche. Und neben dem Geld verdienen lernte ich für dieses Verantwortung zu übernehmen, Menschen zu begleiten und zu führen. Diese Kompetenzen halfen mir dann auch bei meinen Bewerbungen für eine Ausbildung als Verlagskauffrau zu der ich mich 2004 entschied.

Humorvolle junge Frau

Sich einfach mal nicht so ernst nehmen hilft ungemein im Leben weiter. 🙂

Mein erster eigener Hausstand – endlich selber über den Inhalt des Kühlschranks bestimmen!

Als ich mit knapp 19 Jahren auszog, um bei der Süddeutschen Zeitung in München meine Ausbildung zu beginnen, gab mir meine Schwester, selbst ein Jahr zuvor ausgezogen, eine Liste. Darauf standen die einzelnen Posten, für die sie monatlich ihr Geld verwendete. Hierzu gehörten Posten wie Lebensmittel, Kleidung, Telefon und Strom, aber auch „Kulturgeld“ fürs Kino oder Geld für Bahnfahrten nach Hause zu unseren Eltern. Aber auch ein Posten „Sparen“. Quasi der Notgroschen, für den sie jeden Monat etwas Geld zurück legte. Diese Liste übernahm ich und passte sie für mich an.

Für mich war es dann das Größte, als ich das erste Mal in den Supermarkt vor Ort fahren konnte und in den Einkaufskorb das legte, was ICH wollte! Diese Freiheit, das zu kaufen, was ich wollte, mir selbst Mahlzeiten zu überlegen und einfach ein eigenes Leben führen zu können. Ich fühlte mich so großartig! Nicht das der Eindruck entsteht, mein Leben bei meinen Eltern wäre irgendwie schlimm gewesen. Im Gegenteil! Aber irgendwie war es Zeit für mich, unabhängig zu sein (was ich ja nur bedingt war da meine Eltern mich immer noch finanziell monatlich etwas unterstützten, trotz Ausbildungsgehalt). Ich wollte Neues kennen lernen, „den Mief“ meiner Heimatstadt hinter mir zu lassen und in die große weite Welt gehen.

Zimmer mit Schreibtisch und Blick auf den Balkon ins Grüne

Das war die Hälfte meiner ersten Wohnung. 18 qm! Links ein Bett, rechts eine Pantryküche und Bad mit WC und Dushe. Ein Platz für meinen Schreibtisch mit Blick auf Balkon und einen schönen Nachbargarten. Mein Paradies!

Leben auf den eigenen Beinen bedeutet Verantwortung für die eigenen Finanzen zu übernehmen

Bereits während der Ausbildung begann ich, meine Finanzen in Excel-Tabellen festzuhalten. Zunächst nur das Sparbuch, weil ich dort meine monatlichen Rücklagen für Kleidung, Bahngeld, Urlaub etc. ansparte. Später erweiterte ich meine Liste um eine Übersicht aller Ausgaben, die ich nach ein paar Monaten Haushaltsbuch definiert hatte. So kamen weitere Posten dazu, für die ich monatlich Geld zurück legte. Für irgendeine Versicherung sparte ich übrigens erst ab 2012 als ich mit meinem heutigen Mann zusammenzog und wir eine Haftpflicht- und Hausratversicherung doch für sinnvoll hielten. Mit den Jahren ist diese Datei natürlich immer größer und umfangreicher geworden. Ich habe mittlerweile noch mehr Versicherungen, ein Haus, zwei Kinder – und einen Mann. 😉 *kiss*

Heute erstelle ich Budgetpläne. Das heißt, ich schaue einmal im Jahr, wie viel Geld wir in einer Sparte übers Jahr ausgegeben und angespart haben. Sind die Einnahmen höher als die Ausgaben haben wir ein mögliches Sparpotential, das wir für andere Dinge verwenden können. Für alle Familienmitglieder gibt es jeweils ein Depot mit mind. einem ETF-Sparplan und teilweise auch Einzelaktien, die wir in den vergangenen Jahren eröffnet haben. Außerdem übernehme ich alltägliches wie die Bezahlung von Rechnungen und Kontrolle des Kontostandes mit dem großen Vertrauen meines Mannes für das ich sehr dankbar bin. Größere oder außergewöhnliche Ausgaben besprechen wir gemeinsam und planen entsprechend die Finanzierung. Natürlich sind wir gleichberechtigt. Jeder bringt seine Arbeit für unsere Familie mit ein, ob mit oder ohne Lohn. JEDER hat ein Mitspracherecht, was mit unserem Familienbudget passiert, aber nicht jeder hat die gleiche Affinität zu Geld. 😉

Kassenzettel und Haushaltsbuch mit Stift

Das regemäßige Führen eines Haushaltsbuches hilft uns, unsere Kosten im Blick zu behalten.

Kompetenzen ausbauen durch Bildung und Lebenserfahrung

Durch meine kaufmännische Ausbildung und das betriebswirtschaftliche Studium konnte ich weitere Kenntnisse erlangen, die mir bei meiner persönlichen Finanzplanung behilflich waren und sind. Kenntnisse in Buchhaltung, Finanzierung und Controlling zum Beispiel. Aber auch der Kauf unseres Hauses vor fast drei Jahren hat mich weitergebracht. Dabei habe ich (und mein Mann) positive wie negative Erfahrungen gesammelt, die uns heute bei Geldentscheidungen beeinflussen.

lachende Frau beim Alumniball der Hochschule Aschaffeburg

Bei meinem Alumniball 2012 nach meinem erfolgreichen BWL-Studium.

Deshalb bin ich Mentorin für Familienfinanzen geworden

Viele Rückmeldungen, die ich in meinem beruflichen als auch privaten Umfeld erhalten habe, haben mich dazu gebracht Mentorin für Familienfinanzen zu werden. Mir wurde immer wieder gesagt, dass ich gut erklären könne und dass strukturiertes Arbeiten mir liegen würde. Ob ich nicht Motivationscoach werden wolle, ich würde ja immer noch irgendwo Motivation und etwas Positives finden während andere sich schon mit ihrem Schicksal abgefunden hätten. Ja, das ist wohl auch so. Ich bin von Grund auf ein positiv denkender Mensch. Bei mir ist das Glas immer halb voll statt halb leer. Jedes Problem ist dafür da gelöst zu werden. Vielleicht nicht immer schnell und sofort und auf einem einfachen Weg, aber es gibt immer eine Möglichkeit. Man muss nur wollen.

Bereits in meiner ersten Elternzeit dachte ich darüber nach, etwas Richtung Selbstständigkeit anzugehen. Das Thema Selbstständigkeit hat mich immer angesprochen. Und als sich 2019 in meiner zweiten Elternzeit die Chance bot bei Lena Busch in ihrem Mentoring Programm mitzumachen und in die Welt des Online-Business einzusteigen, nutze ich diese und konnte seitdem viel darüber, aber auch über mich lernen.

Meine Vision ist die finanzielle Freiheit der Familien

Heute gebe ich Familien meine Erfahrung und konkrete alltagstaugliche Hilfestellungen weiter. Ich helfe ihnen ihre Finanzen in den Griff zu bekommen und befähige sie ihre Kinder finanziell zu bilden. Sie sollen Wissen erlangen, damit sie eigenständig denken und Zusammenhänge im Großen und Kleinen verstehen. Kinder sollen Geld im Kleinen begreifen  und später im Großen vermehren können. Da ich selbst Mama von zwei kleinen Kindern bin, bin ich selbst auch immer mit auf dem Weg und kann so meine Erfahrungen direkt mit einbringen und auch weiterentwickeln.

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1 Kommentar

  1. Ingrid Werner

    Danke für diesen interessanten Einblick in Deinen Lebenslauf. Das „Ergebnis“ war ja schon wirklich früh vorgezeichnet. Bei der Verlagskauffrau hast Du mich überrascht. Ich hätte auf Bankkauffrau getippt 🙂

    Antworten

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